Risikobasiertes Testen
R 2.0.0
Beschreibung
Womöglich gab es auch im Verlauf eines ihrer Projekte kurz vor Fertigstellung schon einmal aus dem Umfeld die irreführende Rückfrage „So, ist alles getestet?“ Als generelle Leitlinien des Testens haben sich in den letzten Jahrzehnten sieben Grundsätze herauskristallisiert. Unter ihnen ist die Feststellung, dass vollständiges Testen eines Testobjekts inkl. aller Eingabewerte und deren Kombinationen nicht möglich ist. Vor dem Hintergrund, dass die knappen Ressourcen Zeit und Personal daher im Projekt möglichst clever und nachhaltig eingesetzt werden sollten, bedarf es eines Lösungsansatzes.
Dieser sollte auch berücksichtigen, dass die Fehler nicht gleichmäßig über das Testobjekt verteilt auftreten. Dort wo bereits Fehlerwirkungen auftreten, lassen sich i.d.R. noch andere finden - das ist ein weiterer der genannten Grundsätze. Auf diese beiden Umstände muss entsprechend flexibel im Test eingegangen werden, und die Testaufwände sollten nicht wie mit einer Gießkanne gleichmäßig über das Testobjekt verteilt werden. Vielmehr gilt es gezielt Risiko und Komplexität vor dem Hintergrund der knappen Ressourcen zu berücksichtigen.
Welchen Nutzen bringt das Risikobasierte Testen?
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Risikobasiertes Testen hilft, die risikobehafteten Produktteile zu erkennen, die priorisiert intensiver und früher geprüft werden sollen.
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Besonders schwerwiegende Probleme und komplexe Korrekturarbeiten können somit frühzeitig angegangen werden, was einem weiteren Grundsatz des Testens entspricht.
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Das Testen hilft bei der Einschätzung von Risiken und liefert Daten, die in einem kontinuierlichen Prozess helfen, eine Qualitätsverbesserung zu erreichen.
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Die knappen und wertvollen Ressourcen können im Rahmen des Testens sinnvoll gesteuert und gezielt eingesetzt werden.
Welche Hintergrundinformationen sind für das Thema wichtig?
Zunächst ist wichtig, im Vorfeld das zu prüfende Testobjekt eindeutig zu identifizieren und festzulegen. Um das Risikobasierte Testen darauf anwenden zu können, sind zunächst einige Begriffe zur Einordnung des Themas wichtig.
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Risiko
Ein Faktor, der zu negativen Konsequenzen in der Zukunft führen könnte, gewöhnlich ausgedrückt durch das Schadensausmaß und die Eintrittswahrscheinlichkeit (ISTQB)
In der Wissensdatenbank werden die Begriffe Produkt- und Projektrisiko vertieft. -
Schadensausmaß
Der Schaden, der entsteht, wenn ein Risiko eintritt. (ISTQB)
Es können Kosten entstehen durch notwendige Ersatzlösungen sowie Gefahren für Sicherheit und Integrität der Daten können eine Folge sein. Außerdem drohen Imageschäden, negative Auswirkungen auf Ansehen und Außenwirkung (z.B. bei Nichteinhaltung gesetzlicher Vorgaben). -
Eintrittswahrscheinlichkeit
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Risiko eintritt. (ISTQB)
Sie ist abhängig von bisher beobachteten Abweichungen, Testaktivitäten und der Entwicklungsreife. Es besteht eine Korrelation mit der Komplexität des Testobjekts. -
Komplexität
Die Komplexität der IT wird ebenfalls zur Risikobewertung herangezogen. Sowohl die technische (z.B. Codekomplexität) als auch die fachliche Komplexität (z.B. Abhängigkeiten verschiedener IT Komponenten) wird berücksichtigt. -
Risikoklassen
Zur Risikobewertung müssen Risiken auf der Grundlage von messbaren Indikatoren oder Experteneinschätzungen bewertet werden. Dazu werden üblicherweise Risikoklassen gebildet und die einzelnen Risiken in einem Bewertungsprozess den Kategorien zugeordnet.
Um möglichst früh in das Thema einzusteigen, besteht die Möglichkeit, die Anforderungen (z.B. Anwendungsfälle) bereits in Risikoklassen zu unterteilen.
Woher stammen die Daten und Einschätzungen zu Risiken im Projekt?
„Was man nicht messen kann, (…) kann man nicht kontrollieren“ (Tom DeMarco).
Doch wie kommt man an die benötigten Daten, um Risikopotentiale einschätzen und darstellen zu können? Häufig liegen die meisten der benötigten Informationen im Projekt bereits vor und müssen nicht separat erhoben werden. Einfache Methoden sind oftmals zielführend wie z.B. die Befragung von erfahrenen Projektbeteiligten, z.B. nach fachlicher oder technischer Wichtigkeit bzw. Komplexität der Objekte. Oder das Zählen und Zuordnen von Abweichungen, was in diesem Zusammenhang besser ist, als über keine Daten zu verfügen.
Es gilt auch die Fragen zu klären, ob im Projekt Daten vom Entwicklungsdienstleister bezogen bzw. ihm bereitgestellt werden können. Von einer engen Zusammenarbeit und dem gegenseitigen Austausch der Teams profitieren letztendlich alle Projektbeteiligten.
Weitere Techniken und Quellen zur Ermittlung der Daten sind
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Interviews
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Fragebögen
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Workshops
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Aufwandsschätzungen
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Spezifikationen
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Quellcode
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Dokumentierte Fehler
Eine mögliche Risikozahl als Bewertungsmaßstab kann beispielsweise aus dem Multiplikator der Eintrittswahrscheinlichkeit und des Schadensausmaßes gebildet werden. Andere Modelle beziehen dazu die fachliche und technische Komplexität mit in die Betrachtung ein.
Mögliche praktische Umsetzungsvarianten zur Vertiefung und Unterstützung werden mithilfe der Praxisbeispiele in den Vorlagen bereitgestellt.
Was kann konkret getan werden, um Risiken zu begegnen?
Um die Risiken im Blick zu behalten, hilft das Etablieren eines Testvorgehens, welches so früh wie möglich eine Priorisierung nach den genannten Kriterien beinhaltet. Diese Aufgabe ist als eine wiederkehrende zu verstehen, die zu einer stetigen Qualitätsverbesserung im Sinne des PDCA-Zyklus (übersetzt: Planen – Umsetzen – Überprüfen – Handeln) führt. So werden im Verlauf des Projekts immer mehr Daten (Erfassung beobachteter Abweichungen etc.) zur Verfügung stehen, welche die ersten Einschätzungen konkretisieren.
Dadurch kommt es zur Verringerung der Ungewissheit bezüglich der Risiken im Projektverlauf, und es entsteht bis zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme ein immer klareres Bild.
Quellen
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Abbildungen Anwendungsbeispiel: FLATICON, Freepik Company S.L. Autor*in: juicy_fish, abgerufen am 27.11.2024
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ISTQB Glossary Risikobasierter Test, abgerufen am 19.08.2024
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ISTQB Glossary Risiko, abgerufen am 05.02.2024
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ISTQB Glossary Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos, abgerufen am 19.08.2024
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ISTQB Glossary Schadensausmaß, abgerufen am 19.08.2024
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Imbus AG, Sieben Grundsätze des Softwaretestens, abgerufen am 29.05.2024
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A. Spillner, T. Linz - Basiswissen Softwaretest, 7. Auflage, 2024
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Dr. Oliver Kortendick - Präsentation: Risikobasiertes Testen, vom 21.03.2019