Reifegrade des Berichtswesens

R 2.0.0

Allgemeine Beschreibung

Art und Umfang der Aktivitäten, die im Zusammenhang mit einem bestimmten Baustein durchgeführt werden, sagen etwas über die "Reife" eines Projektvorgehens aus. Probieren Sie doch mal, sich anhand unseres Fragebogens selbst einzustufen! Wir definieren für jeden Baustein vier unterschiedliche Reifegrade und geben Ihnen Hinweise darauf, auf welcher "Stufe" Sie sich gerade befinden, bzw. geben Ihnen Hilfestellung durch welche konkreten Maßnahmen Sie eine höhere Stufe, einen höheren Reifegrad also, erreichen können.

Reifegrad "Initial"

Berichte werden manuell ad hoc auf Anfrage erstellt und enthalten lediglich die angeforderten oder vom Ersteller selbst festgelegten Kennzahlen/Metriken, sofern diese verfügbar sind. Eine Interpretation der Aussage der Zahlen erfolgt durch den Ersteller. Grenzwerte von Kennzahlen/Metriken sind nicht definiert. Es erfolgt nur eine lokale Ablage des Berichts durch den Ersteller, sodass die Verfügbarkeit ausschließlich über ihn gewährleistet wird.

Verbesserungsvorschläge

  • Festlegung der Metriken in Abstimmung mit Projektleitung → Welche Ziele verfolge ich mit den Reports? Hilft den Fokus auf das Wesentliche zu legen und sicherzustellen, dass der Bericht für den Empfänger auch wertvoll ist.

  • vorhandene Daten nutzen (z.B. Informationen aus Entwicklungstools)

  • falls notwendig zusätzliche Daten erheben

  • Festlegung von Grenzwerten und/oder „Roten Linien“ für Kennzahlen/Metriken

  • Festlegung eines projektweiten Templates als Vorlage für die Berichterstattung (z.B. Gliederung, Inhaltsangabe)

  • Interpretation der Ergebnisse erfolgt schriftlich als Teil des Berichts

  • Festlegung von Ereignissen (Meetings, Releaseabschluss etc.) zu denen Berichte unaufgefordert erstellt werden müssen

  • Analysen der Ergebnisse der erstellten Berichte sind grundsätzlich Teil der Basis zur Entscheidungsfindung

  • Speicherung im Repository oder Projektlaufwerk, am besten in einem Dokumentenmanagementsystem

Reifegrad "Kontrolliert"

Alle wichtigen Aktivitäten des Berichtswesens werden planvoll durchgeführt. Eine Zulieferung von manuell erstellten Berichten ist etabliert und erfolgt entsprechend den vorgegebenen Standards. Die Berichterstattung ist als Basis der Entscheidungen der Projektleitung und damit auch der Planung von Testvorbereitung und -durchführung etabliert.

Mehrwert

  • Der Projektleitung stehen notwendige Informationen zu festgelegten Zeitpunkten unaufgefordert zur Verfügung

  • Standardisierte Berichte lassen sich leichter lesen und tragen dazu bei, dass alle Mitarbeiter die Projektsituation besser verstehen.

  • Die Basis für Entscheidungsfindungen wird auf Analysen und Ergebnisse von Kennzahlen/Metriken zurückgeführt und damit transparenter erfassbar

  • Die Standardisierung und Dokumentierung der Berichte erlauben eine gezieltere Analyse

    • Auswirkungen getroffener Entscheidungen können gezielter bewertet werden

    • Entwicklungen über die Projektlaufzeit können verfolgt werden

Kontrollpunkte

  • Metriken wurden festgelegt und mit Begründung dokumentiert, weshalb diese Werte zur Steuerung des Projektes notwendig sind.

  • Toolunterstützte und automatische Erfassung der Kennzahlen/Metriken

  • Grenzwerte und „Rote Linien“ wurden projektintern definiert und werden bei Entscheidungen berücksichtigt

  • Berichte stehen an einem bestimmten Zeitpunkt zur Verfügung

  • Die Projektleitung nutzt die Berichte für Entscheidungsfindungen

  • Ein Template für die Berichterstattung liegt vor (z.B. ein Inhaltsverzeichnis, Gliederung)

  • Speicherung erfolgt in Dokumenten-Repository oder Projektlaufwerk

Verbesserungsvorschläge

  • Berichte/Reports unabhängig von Ereignissen regelmäßig erstellen

  • Kennzahlen/Metriken sind immer die Basis aller erstellten Analysen und getroffenen Entscheidungen

  • Ziele des Berichtswesens regelmäßig hinterfragen → Zahlenfriedhöfe und Fehlen an priorisierter Information vermeiden

  • Werkzeugketten in den Fokus rücken: Anforderungsmanagement - Fehlertickets - Testdurchführung

Reifegrad "Effizient"

Verständlichkeit und absolute Aktualität stehen im Vordergrund. Der Prozess der Berichterstattung ist etabliert und die Basis jeglicher Beurteilung des Status und Fortschritts innerhalb des Projekts. Die Erfassung der notwendigen Werte und die Erstellung der Berichte erfolgt automatisiert, die Analyse und Interpretation erfolgt manuell. Die Dokumentation ermöglicht Auswertungen von Auswirkungen bisher getroffener Entscheidungen.

Mehrwert

  • Die zur Steuerung von der Projektleitung als notwendig angesehenen Informationen stehen jederzeit unaufgefordert zur Verfügung

  • Berichterstattung wird durch geeignete Sichten, Filter, Dashboards und generierte Auswertungen unterstützt.

Kontrollpunkte

  • Berichte/Reports werden unabhängig von Ereignissen prozessgesteuert regelmäßig erstellt

  • Kennzahlen/Metriken sind immer die Basis aller erstellten Analysen und getroffenen Entscheidungen

  • Ziele des Berichtswesens regelmäßig hinterfragen

  • Überschreitungen von gesetzten Grenzwerten werden analysiert um die Gründe dafür beseitigen zu können

  • Automatisierte Erstellung des Berichtsteils mit Kennzahlen/Metriken ist etabliert, Eintrag von Interpretationen und Status erfolgt manuell

Verbesserungsvorschläge

  • Umsetzung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP)

  • keine neuen Inhalte hinzufügen, ohne die bestehenden Berichtselemente kritisch zu hinterfragen

Reifegrad "Optimierend"

Grundlage eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses sind immer wiederkehrende Reviews und Retrospektiven.

Mehrwert

  • Das Niveau des Berichtswesens wird gehalten. Es werden keine neuen Inhalte abgedeckt, ohne die bestehenden Berichtselemente kritisch zu hinterfragen.

"Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann." (Antoine de Saint-Exupéry: "Wind, Sand, Sterne")

Kontrollpunkte

  • Regelmäßige Reviews und Retrospektiven

  • Nachbesserung von Berichten

  • kontinuierliche Weiterbildung

Quellen

  • TPI NEXT - Geschäftsbasierte Verbesserung des Testprozesses; van Ewijk, Linker, van Oosterwijk, Visser, de Vrie, 1. Auflage 2011