Berichtswesen

R 2.0.0

Was ist das Berichtswesen zu Testaktivitäten?

Was ist das Berichtswesen zu Testaktivitäten?

Sammlung und Analyse der Daten über Testaktivitäten und ihre anschließende Konsolidierung in einem Bericht, um die Stakeholder zu informieren.

Anwendungsbeispiel

Anwendungsbeispiel
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Hilde rollte mit den Augen, und hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Die gefühlt 35. Folie mit dem „Ampelstatus“ eines Aufgabenpaketes des großen Projektes, dessen Teilbereich sie verantwortete, wurde ihnen präsentiert. Große Abbildungen von Ampeln waren mit kleingedrucktem kaum lesbarem Text umrahmt. Die Farbe Grün beherrschte den Vortrag, unterbrochen von wenigen gelben Flecken, wobei sich die jeweils Verantwortlichen im Regelfall hastig zu erklären beeilten, dass sie sich bald wieder in Grün verwandeln würden. Die Farbe Rot erschien nur in äußerst seltenen, vorab detailliert abgestimmten Fällen, um niemand zu „überraschen“.

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Die wichtigen Informationen, so dachte die erfahrene Projektleiterin bei sich, gab es sowieso immer anlässlich informeller Gesprächssituationen, auf den Gängen, beim mittäglichen Essen oder nach Feierabend beim Bier. Eigentlich schade um die viele Arbeit und die Zeit, die sie mit dieser Art von Statusmeetings verbrachte, aber andererseits diente es der Beruhigung aller Beteiligten und erfüllte von daher seinen Zweck. „Immer nur Grün melden und am Ende werden wir regelmäßig von Fehlern im Wirkbetrieb überrascht und müssen teure „Notfallauslieferungen“ durchführen“, nein, viel zu lange hatte sie schon gute Miene zu diesem unguten Spiel gemacht. „Ich möchte einfach früher und gezielter informiert sein, sodass ich auch eine realistische Chance habe, mein Projekt zu steuern.“

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Theo, der junge Testmanager, bemerkte ihren wachsenden Unmut. „Ich glaube, wir können hier einiges verbessern“, stieß er beim nächsten Daily vor, als sie gemeinsam im kleinen Team die Informationen der großen Statusrunde Revue passieren ließen. „Wir produzieren doch eine Vielzahl von Artefakten und Daten im Verlauf unserer Entwicklung und nutzen diese auch schon für unsere Risikobewertungen im Zusammenhang mit dem Risikobasierten Testen. All das können wir für regelmäßige Statusberichte nutzen, die einen ehrlichen und unmittelbaren Stand der Arbeiten und des Projektes vermitteln.“ Es entspann sich eine lebhafte Diskussion der Teammitglieder welche Informationen welcher Teilbereich des Projektes und insbesondere wohl die Projektleitung brauchen und nutzen könnte. „Endlich mal wieder Leben in der Bude“, dachte Hilde und wandte sich an Theo: „Weißt Du, für meine Planung sind nicht nur die Dinge interessant, die gerade gut laufen, sondern auch die, die wir verbessern müssen. Wie soll ich sonst zusätzliche Zeit und Ressourcen glaubhaft durchsetzen?“

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Theo machte sich gleich an die Arbeit. Zunächst entwarf er ein Template für einen ausführlichen Qualitätssicherungsbericht und stimmte ihn mit allen Stakeholdern ab, insbesondere war natürlich wichtig, welche Informationen Hilde gerade benötigte. Das war gar nicht so einfach wie er sich das anfänglich vorgestellt hatte. Denn es galt ein gutes Mittelmaß zwischen kleinteiligen Details und jener „Flughöhe“ aus den Ampelstatus zu treffen, so dass sein Bericht auch gelesen und in der Planung berücksichtigt wurde und nicht zu einer Alibiveranstaltung verkam, die dann irgendwo auf einem Laufwerk archiviert wurde und in der Versenkung verschwand. Auch über geeignete Abstände zwischen den einzelnen Berichten mussten sie nachdenken. Reichten alle zwei Monate? Oder sollte es doch öfter passieren?

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Als Hilde den ersten so entwickelten QS-Bericht in den Händen hielt, hatte sie spontan das Gefühl, eine wesentliche Verbesserung erzielt zu haben, die wesentlich zur Verringerung ihres Projektrisikos beitrug. Die Folien mit dem Ampelstatus erschienen plötzlich nicht mehr ein ganz so gravierendes Ärgernis zu sein.

Beschreibung

Das Berichtswesen in der Softwarequalitätssicherung umfasst

  • die systematische Erfassung und Berichterstattung von Daten und Informationen

über

  • den Status,

  • den Fortschritt und

  • die Ergebnisse der Qualitätsprüfung und -kontrolle von Softwareprodukten.

Das Berichtswesen dient dazu die Stakeholder regelmäßig und transparent über den aktuellen Status des Testobjekts und den Stand der Qualitätssicherung zu informieren. Hierbei können unterschiedliche Arten von Berichten erstellt werden, wie zum Beispiel Testfortschrittsberichte, Fehlerberichte oder Testabschlussberichte, um nur einige zu nennen.

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Abb. 1: Ziele des Berichtswesens

Ein funktionierendes Reporting kann nur dann etabliert und aufrechterhalten werden, wenn ein einheitliches Verständnis aller Projektbeteiligten bezüglich der zu liefernden Werte und der Prozesse entsteht. Die Berichte werden von den Bedürfnissen der Projektleitung nach hilfreichen Informationen zur Projektsteuerung bestimmt.

Die Projektleitung benötigt neben den reinen Zahlen und Daten auch die Expertise des jeweiligen Bereichs. Das betrifft:

  • Eignung der gewünschten Informationen in Hinblick auf Steuerung des Projekts

  • Eignung der geforderten Metriken in Hinblick auf die gewünschten Informationen

  • Einordnung der gelieferten Werte in den jeweiligen Kontext (Interpretation)

Sinn des Berichtswesens

Nur durch die Informationen über den Status und die Ergebnisse der Testdurchführungen innerhalb eines Projekts sowie über den aktuellen Status der bekannten Fehlersituation ist eine sinnvolle Steuerung eines Projekts möglich.

Ausschließlich durch die Etablierung eines funktionierenden Reportings von Metriken, deren Bedeutung und Aussagekraft vorher eindeutig geklärt wurden, kann das Projektmanagement sich einen Überblick über den Zustand des Projektes im Allgemeinen und auf Wunsch über Detailfragen verschaffen.

Ohne den Zugang zu diesen notwendigen Informationen sind eine sinnvolle Projektführung, ein geplantes Vorgehen und gegebenenfalls notwendige Reaktionen auf unvorhergesehene Ereignisse, nicht darstellbar.

Welchen Mehrwert bietet das Berichtswesen?

Ein Berichtswesen in der Softwareentwicklung bietet eine Vielzahl von Mehrwerten, wie zum Beispiel:

  • Transparenz: Ein Berichtswesen kann eine umfassende Übersicht über den Fortschritt und die Qualität des Softwareprojekts bieten. Dadurch können Stakeholder und die Projektleitung jederzeit den aktuellen Status des Projekts einsehen.

  • Frühzeitiges Erkennen von Problemen: Durch das Berichtswesen können Probleme und Abweichungen frühzeitig erkannt werden, bevor sie sich zu größeren Problemen entwickeln. So können Gegenmaßnahmen rechtzeitig ergriffen werden.

  • Effektive Entscheidungsfindung: Ein Berichtswesen kann eine solide Datenbasis für Entscheidungen liefern, da es den aktuellen Stand des Projekts sowie wichtige Kennzahlen und Metriken aufzeigt. Dadurch können Entscheidungen auf einer fundierten Basis getroffen werden.

  • Verbesserung der Zusammenarbeit: Durch das Berichtswesen werden Informationen und Ergebnisse aus verschiedenen Bereichen der Softwareentwicklung zusammengeführt und präsentiert. Die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Teams und Personen verbessert sich durch eine einheitliche Datenbasis.

  • Verbesserte Qualität: Durch die kontinuierliche Überwachung und Messung von wichtigen Kennzahlen und Metriken können Schwachstellen bei der Qualität der Software erkannt werden. (Qualität entsteht in der Entwicklung und kann nicht nachträglich in ein Produkt hineingetestet werden.) Das Berichtswesen gibt Einblick in Fehler- und Defekthäufigkeiten wodurch eine Analyse der Qualitätsdefizite und Konzepte zu deren Beseitigung ermöglicht werden.

  • Kostenreduzierung: Ein Berichtswesen kann helfen, Kosten im Softwareprojekt zu reduzieren, indem es ineffiziente Prozesse und Engpässe aufdeckt. Durch die bessere Kontrolle über den Fortschritt des Projekts können Ressourcen effektiver eingesetzt und Verschwendung vermieden werden.

  • Vergleichsmöglichkeit: Durch einheitlich erfasste Daten ist es möglich, Status von unterschiedlichen Projektphasen zu vergleichen. Damit können Analysen bisheriger Projektsituationen, Auswirkungen von getroffenen Entscheidungen oder Vergleiche mit anderen Projekten vorgenommen werden. Auf diese Weise werden projektübergreifende Verbesserungsprozesse ermöglicht.

Um diese Mehrwerte generieren zu können ist es allerdings wichtig, dass das Berichtswesen folgende Eigenschaften erfüllt:

  • Relevanz

    • Die gelieferten Informationen entsprechen den Informationsbedürfnissen der Projektleitung

  • Klarheit

    • Keine Halbwahrheiten

    • Kein Versuch, schlechte Nachrichten zu verschleiern

  • Qualität

    • Schnelligkeit der Verfügbarkeit von Informationen ersetzt nicht die Auswertung

    • Interpretation von Informationen in Hinblick auf Ursachen und Wirkungen durch entsprechend geschulter Personen im Projekt ist unverzichtbar

    • Zusammenhänge und Abhängigkeiten können nicht unbedingt aus den rein deskriptiven Zahlen entnommen werden

Einführung eines Berichtswesens

Die Einführung eines Berichtswesens in der Softwareentwicklung erfordert einen gewissen Aufwand. Die genaue Größenordnung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Toolunterstützung (Erfassung von Anforderungen, Rückverfolgbarkeit von Fehlern zu Akzeptanzkriterien, automatisierte Erstellung von Reports von Testdurchführungsstatus, Erstellung von Dashboards, etc.) und der Zulieferung von Daten durch Lieferanten. Hier sind einige Aspekte, die bei der Aufwandsabschätzung berücksichtigt werden sollten:

  • Analyse der Anforderungen:
    Bevor ein Berichtswesen eingeführt werden kann, müssen die Anforderungen an das Berichtswesen genau analysiert werden. Dies umfasst die Identifikation von relevanten Metriken, die Definition von Kennzahlen und die Festlegung der Berichtsinhalte und -formate.

  • Auswahl der Tools:
    Für die Erstellung von Berichten können verschiedene Tools eingesetzt werden. Die Auswahl des geeigneten Tools erfordert eine sorgfältige Evaluation der verfügbaren Optionen. Dabei muss zum Beispiel sichergestellt werden, dass die gewünschten Daten auch so erfasst und exportiert/zur Verfügung gestellt werden können, dass sie dem festgelegten Bericht entsprechen.

  • Implementierung:
    Die Implementierung des Berichtswesens erfordert die Einrichtung von Schnittstellen zu den verschiedenen Systemen, die Daten für die Berichterstellung bereitstellen. Hierfür müssen unter Umständen Anpassungen an den vorhandenen Systemen vorgenommen werden.

  • Erstellung der Berichte:
    Sollten bisher keine Berichte erstellt worden sein, muss der zeitliche Aufwand, der für die Erstellung gegebenenfalls täglich aufgewendet werden muss, berücksichtigt werden. Zwar wird, besonders mit steigendem Automatisierungsgrad bei der Erstellung diese Zeit durch Erfahrung mit fortschreitendem Projekt reduziert werden, aber sie wird nicht vollständig verschwinden.

  • Kontinuierliche Pflege und Verbesserung:
    Ein Berichtswesen erfordert eine kontinuierliche Pflege und Verbesserung. Dazu gehört die regelmäßige Überprüfung der Metriken und Kennzahlen sowie die Anpassung der Berichtsinhalte und -formate.

Der Aufwand für die Einführung eines Berichtswesens kann je nach Projektumfang und -komplexität sehr unterschiedlich sein. Es ist wichtig, den Aufwand realistisch abzuschätzen und eine sorgfältige Planung durchzuführen, um eine erfolgreiche Einführung zu gewährleisten.

Storytelling mit Zahlen

Zahlen und Daten sind das Herzstück eines jeden Berichts. Aber Zahlen allein sind oft schwer zu verstehen und zu interpretieren. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre Zahlen in eine Story verwandeln. Erzählen Sie eine Geschichte, die die Zahlen in einen Kontext stellt und ihre Bedeutung klar macht. Dies wird Ihren Bericht nicht nur verständlicher machen, sondern auch dabei helfen, die Aufmerksamkeit Ihres Publikums zu gewinnen und zu halten.

Um Ihre Zahlen in eine Story zu verwandeln, sollten Sie sich überlegen, was Ihre Daten wirklich aussagen. Welche Trends oder Muster können Sie erkennen? Was sind die Ursachen und Konsequenzen? Welche Schlussfolgerungen können Sie ziehen?

Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um eine Geschichte zu erzählen, die Ihre Daten zum Leben erweckt.

Reifegradbestimmung & Entscheidungshilfen

Quellen