Spillner / Linz

Andreas Spillner und Thilo Linz

Basiswissen Softwaretest, Aus- und Weiterbildung zum Certified Tester, dpunkt.verlag, 6. Auflage, Heidelberg 2019, 39,90 €

Wenn James Brown der „Godfather of Soul“ ist, kommt Spillner und Linz ähnliche Bedeutung für die Entwicklung des ISTQB-Schemas zu. Beide begleiten dies als Autoren von Fachbüchern sowie als Veranstalter von Konferenzen und Tagungen seit 2002, also dem offiziellen Geburtsjahr des Schemas. Andreas Spillner als inzwischen emeritierter Professor für Informatik an der Hochschule Bremen, Thilo Linz als Vorstand der Imbus AG, einem auf Softwarequalitätssicherung und Softwaretest spezialisierten Beratungshaus.

Die 6. Auflage ihres Standardwerks basiert auf dem neuesten ISTQB-Syllabus von 2018 und berücksichtigt die Weiterentwicklung der ISO 9126 hin zur ISO 25010.

Mit dem Aufbau des Buches bleiben sich die Autoren treu: Nach der Darstellung der Grundlagen des Testens erfolgt eine Einordnung von Testaktivitäten im Softwareentwicklungszyklus. Danach werden die zwei wichtigen Felder beschrieben, auf denen Testaktivitäten stattfinden: Der statische und der dynamische Test.

Die meisten Leser dürften bei dem Begriff „Softwaretest“ eher an den Test einer laufenden, also in Ausführung befindlichen Anwendung denken, die im Hinblick auf die Einhaltung von funktionalen und nichtfunktionalen Anforderungen geprüft wird. Dies wird im Kapitel „Dynamischer Test“ eingängig beschrieben. Dort rollen die Autoren ihren umfangreichen Methodenteppich aus: Auf dem Gebiet der Blackbox-Tests die Bildung von Äquivalenzklassen und die Analyse von Grenzwerten, also Techniken, die dazu dienen Testfälle mit vollständigen Datenszenarien zu bestücken. Daneben aber auch Entscheidungstabellen und das kombinatorische Testen, also Verfahren, die helfen aus der Vielzahl möglicher Testfälle die relevanten herauszufinden. Die Ausführungen zum Thema Whitebox-Tests sind vor allem für Anwendungen im Sicherheits- oder Hochrisikobereich hilfreich.

Der „Statische Test“, also Test- und Prüfaktivitäten gegen nicht ausführbare oder nicht in Ausführung befindliche Artefakte gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung, da man seine Signifikanz für die konstruktive, also fehlervermeidende, QS erkannt hat. Typische Aktivitäten hier sind das Review von Dokumenten und die statische Quellcode-Analyse, die ungemein wichtige Kennzahlen über den internen Zustand von Software liefert, und daher aus der Risikoanalyse nicht mehr wegzudenken ist.

Die Ausführungen zum Testmanagement sind knapp, aber hinreichend. Insbesondere hätte man sich etwas mehr Substanz bei den Themen „Erstellung von Testkonzepten“ und „Testen im agilen Umfeld“ gewünscht. Da kann sich die ISTQB-Methodik nicht wirklich überzeugend von ihren wasserfallgetriebenen Wurzeln befreien. Hinsichtlich der Schätzung von Testaufwänden halten Spillner und Linz an ihrem althergebrachten Benchmark „25-50% des Entwicklungsgesamtaufwandes“ fest, eine Zahl, die bei der Projektplanung regelmäßig unterschätzt wird.

Das Buch ist gut lesbar, auch typografisch gut aufbereitet, so dass man den Ausführungen der Autoren gut folgen kann. Ein Beispiel aus der realen Welt, „der Virtuelle Showroom“ eines Autoherstellers dient dabei immer wieder zur Illustration. Jedes Kapitel schließt mit einer prägnanten Zusammenfassung.

Das Buch wurde als Standardlektüre für die Ausbildung unserer Fachinformatiker angeschafft.

Dr. Oliver Kortendick