Reifegrade der digitalen Barrierefreiheit

R 2.5.1

Einen Fragebogen zur Reifegradbestimmung finden Sie auf der Seite Reifegradbestimmung & Entscheidungshilfen.

Allgemeine Beschreibung

Art und Umfang der Testaktivitäten, die im Zusammenhang mit einem bestimmten Baustein durchgeführt werden, sagen etwas über die "Reife" eines Projektvorgehens aus. Probieren Sie doch mal, sich anhand unseres Fragebogens selbst einzustufen! Wir definieren für jeden Baustein vier unterschiedliche Reifegrade und geben Ihnen Hinweise darauf, auf welcher "Stufe" Sie sich gerade befinden, bzw. geben Ihnen Hilfestellung durch welche konkreten Maßnahmen Sie eine höhere Stufe, einen höheren Reifegrad also, erreichen können.

Reifegrad "Initial"

Die digitale Barrierefreiheit wird nicht als Produktanforderung erhoben. Die Tests zur digitalen Barrierefreiheit finden nur partiell, spontan und wenn überhaupt zu einem späten Zeitpunkt im Entwicklungsprozess z.B. im Rahmen der Abnahmetests statt. Sie decken einzelne prominente Themen ab, wie die Skalierbarkeit der Schriftgröße oder Farbkontrast. Die Tests sind nicht in den Gesamtprozess der Entwicklung eingebettet und folgen keinem organisierten Ablauf. Es erfolgt keine systematische Dokumentation des Vorgehens und der Ergebnisse.

Verbesserungsvorschläge

  • Beziehen Sie die Normen und Richtlinien der Barrierefreiheit in die Anforderungserhebung ein

  • Dokumentieren Sie das Testvorgehen

  • Planen Sie wiederholte Testdurchführungen ein

  • Betrachten Sie auch die BITV 2.0 Kriterien, z.B. im Rahmen eines Selbsttests

  • Fördern Sie den Austausch zwischen Test und Entwicklung zum Thema Barrierefreiheit

Reifegrad "Kontrolliert"

Wichtige Aktivitäten zur Berücksichtigung der digitalen Barrierefreiheit werden berücksichtigt. Ihr Einsatz erfolgt geplant, ist wiederholbar und wird dokumentiert.

Mehrwert

  • Anforderungen beinhalten die Aspekte zur Barrierefreiheit, ein früheres Erkennen von Abweichungen wird dadurch ermöglicht.

  • Die Dokumentation der Testergebnisse erleichtert die zielgerichtete Kommunikation mit der Entwicklung.

  • Durch die Ausweitung der betrachteten Kriterien verbessert sich die Zugänglichkeit der Anwendung grundsätzlich.

  • Durch die Wiederholung der Testmaßnahmen stellen die Ergebnisse keine Momentaufnahme mehr dar.

  • Die automatisierte Unterstützung durch Tooleinsatz liefert zusätzliche Erkenntnisse in dafür geeigneten Bereichen (z.B. Kontraste, Alternativtexte etc.).

Kontrollpunkte

  • Barrierefreiheit wird in die Anforderungserhebung einbezogen.

  • Betrachtung wird auf die BITV 2.0 Oberkriterien ausgeweitet (Selbsttest).

  • Dokumentation des Testvorgehens ist etabliert.

  • Wiederholte Testdurchführungen zur Barrierefreiheit werden eingeplant.

  • Austausch zwischen Test und Entwicklung findet regelmäßig statt.

Verbesserungsvorschläge

  • Berücksichtigen Sie die Barrierefreiheit während der Phasen des Entwicklungsprozesses:

    • Etablieren Sie Guidelines zur Vorgabe des Rahmens für Konzeption, Design und Entwicklung

    • Erheben Sie die Anforderungen zur Barrierefreiheit inkl. Akzeptanzkriterien

    • Setzen Sie Tools und Plugins zur Unterstützung der Erstellung barrierefreien Codes ein

  • Beziehen Sie beeinträchtigte, Menschen mit Behinderung und die Schwerbehindertenvertretungen in die Tests mit ein

  • Ergänzen Sie Ihre Testberichte obligatorisch um Angaben und Ergebnisse zur Barrierefreiheit

  • Führen Sie regelmäßig offizielle Prüfungen anhand des vollständigen BITV 2.0 Katalogs durch

Reifegrad "Effizient"

Die Aktivitäten zum Einsatz der digitalen Barrierefreiheit und zum Austausch der Beteiligten sowie zur Werkzeugverwendung werden optimiert und in einem günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis umgesetzt.

Mehrwert

  • Anforderungen beinhalten schon die Akzeptanzkriterien zur Barrierefreiheit, was zu Transparenz und Klarheit in der Umsetzung führt.

  • Das Verwenden von Guidelines und Tools bei der Entwicklung erleichtert das Einhalten der geltenden Standards.

  • Es sind klare Verantwortlichkeiten vorhanden und Berichtswege definiert.

  • Transparenz zum Status der Umsetzung der Barrierefreiheit entsteht durch die Erwähnung im Testbericht.

  • Die Einbeziehung von beeinträchtigten Nutzern liefert wertvolles realitätsnahes Feedback.

  • Die regelmäßigen Prüfungen in jeder Projektphase stellen sicher, dass die Software auf die geltenden Standards getestet wird.

Kontrollpunkte

  • Barrierefreiheit wird in den Phasen des Entwicklungsprozesses, bereits während Konzeption und Design, berücksichtigt.

    • Guidelines werden zur Vorgabe des Rahmens für Design und Entwicklung verwendet.

    • Anforderungen werden inkl. Akzeptanzkriterien zur Barrierefreiheit erhoben.

    • Tools und Plugins werden zur Unterstützung der Erstellung barrierefreien Codes eingesetzt.

  • Beeinträchtigte, Menschen mit Behinderung und die Schwerbehindertenvertretungen sind in die Tests involviert.

  • Testberichte enthalten obligatorisch Angaben und Ergebnisse zur Barrierefreiheit.

  • Regelmäßige offizielle Prüfungen anhand des vollständigen BITV 2.0 Katalogs werden durchgeführt.

Verbesserungsvorschläge

  • Planen Sie Schulungen zum Thema Barrierefreiheit ein

  • Prüfen Sie aktuelle gesetzliche und normative Bestimmungen in Abstimmung mit den Schwerbehindertenvertretungen

  • Führen Sie kontinuierliche Überprüfungen und Verbesserungen der Standards und des Entwicklungsprozesses durch

Reifegrad "Optimierend"

Die erreichte effiziente Stufe des Einsatzes der digitalen Barrierefreiheit wird gepflegt, projektübergreifend geschult und stetig verbessert.

Mehrwert

  • Digitale Barrierefreiheit wird bewusst als Wert in der täglichen Arbeit gefördert.

  • Durch die Kommunikation in Workshops wird die Wichtigkeit des Themas transportiert und ein Bewusstsein für die digitale Barrierefreiheit als Wert geschaffen.

  • Eine stetige Verbesserung des Prozesses wird angestrebt.

Kontrollpunkte

  • Schulungen zum Thema Barrierefreiheit werden eingeplant.

  • Aktuelle gesetzliche und normative Bestimmungen werden in Abstimmung mit den Schwerbehindertenvertretungen geprüft

  • Kontinuierliche Überprüfung der Standards und des Entwicklungsprozesses erfolgt.

Quellen

  • TPI NEXT - Geschäftsbasierte Verbesserung des Testprozesses; van Ewijk, Linker, van Oosterwijk, Visser, de Vrie, 1. Auflage 2011