Reifegrade Anforderungsmanagement
R 2.0.0
Allgemeine Beschreibung
Art und Umfang der Testaktivitäten, die im Zusammenhang mit einem bestimmten Baustein durchgeführt werden, sagen etwas über die "Reife" eines Projektvorgehens aus. Probieren Sie doch mal, sich anhand unseres Fragebogens selbst einzustufen! Wir definieren für jeden Baustein vier unterschiedliche Reifegrade und geben Ihnen Hinweise darauf, auf welcher "Stufe" Sie sich gerade befinden, bzw. geben Ihnen Hilfestellung durch welche konkreten Maßnahmen Sie eine höhere Stufe, einen höheren Reifegrad also, erreichen können.
Reifegrad "Initial"
Es gibt kein geordnetes Anforderungsmanagement, d.h. Anforderungen gelangen auf allen möglichen Wegen (Telefon, Email, auf Zuruf, Gesetze, Verordnungen usw.) ins Projekt, werden unterschiedlich dokumentiert (oder gar nicht), nicht priorisiert und unterliegen keinen Kosten-Nutzen-Abwägungen. Sie werden auf unterschiedlichen Medien und ggf. Ablageorten dokumentiert. Vor allem gibt es aber keine eindeutigen Anforderungs-IDs.
Kontrollpunkte
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Es wird kein einheitliches Werkzeug verwendet um Anforderungen zu dokumentieren
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Anforderungen werden mündlich kommuniziert ("auf Zuruf")
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Ein Teil der Anforderungen existiert als implizites Wissen in den Köpfen der Fachexperten
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Anforderungen werden nicht versioniert
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Es gibt keine eindeutigen Anforderungs-IDs
Verbesserungsvorschläge
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Setzen Sie ein einheitliches Werkzeug zur Dokumentation und Verwaltung von Anforderungen ein, z.B. Jira und das Agile-PlugIn
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Vergeben Sie eindeutige Anforderungs-IDs und führen Sie die durch sämtliche damit verbundene Artefakte. Das kann zum Beispiel die Nummer des Jira-Tickets sein, wenn Sie damit die Anforderungen verwalten.
Reifegrad "Kontrolliert"
Alle wichtigen Aktivitäten des Anforderungsmanagements werden planvoll durchgeführt.
Mehrwert
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Einheitliche Verwaltung unter Vermeidung von Medienbrüchen stellt sicher, dass Anforderungen
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vollständig aufgezeichnet sowie
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klar, verständlich und testbar beschrieben werden
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Der Umgang mit Änderungen, auch wenn sie häufig passieren, wird erleichtert
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Schnelle Suche
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Vergabe eindeutiger IDs ermöglicht bidirektionale Rückverfolgbarkeit (von der Anforderung zur Implementierung)
Kontrollpunkte
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Werkzeug-Auswahl erfolgt mit Augenmaß und unter Berücksichtigung der Umgebung und der Menschen, die damit arbeiten:
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Ticketsysteme (z.B. Jira)
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Confluence / Wiki
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Microsoft Excel
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Jede Anforderung wird mit einer eindeutigen ID versehen. Referenzieren Sie diese ID in jedem damit verbundenen Artefakt: Testfallspezifikation, Sourcecode, Testdurchführungs-Protokolle usw. Damit wird Rückverfolgbarkeit (Traceability) in beide Richtungen ermöglicht.
(Was war der Ursprung einer bestimmten Anforderung? In welchen Artefakten des SE-Zyklus wird diese Anforderung verwendet? Welche Anforderungen sind betroffen, wenn Artefakte geändert werden?)
Reifegrad "Effizient"
Anforderungen sollen dem Auftraggeber (Product Owner) einen "geschäftlichen Mehrwert" (business value) ermöglichen. Die Umsetzung jeder Anforderung kostet Geld. Schlecht geplante, unklare oder unvollständige oder sich häufig ändernde Anforderungen sind wahre Kostentreiber. Trotzdem können sie einen hohen Mehrwert für die Anwendung bedeuten. Aber es gibt auch die "rosa Schleifchen", Anforderungen, deren Umsetzung ein Anspruch auf Perfektion zugrunde liegt, die aber nicht wirklich Mehrwert erzeugen. Im Reifegrad "Effizient" wird das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Umsetzung einer Anforderung zu ihrem Mehrwert für den Auftraggeber und Endanwender optimiert.
Mehrwert
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Risikobasiertes Denken: Welchen Nutzen bringt die Umsetzung einer bestimmten Anforderung? Welche Kosten verursacht sie? Wie können Kosten dem Auftraggeber (Product Owner, Stakeholder) deutlich gemacht werden?
Kontrollpunkte
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Man spricht immer wieder über Risiko, Kosten und Nutzen. Es herrscht eine offene und transparente Kommunikationskultur zwischen Entwicklung und Fachabteilung über die Kosten und den geschäftlichen Mehrwert von Anforderungen.
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Im agilen Vorgehen wird den Anforderungen sogar ein (metrischer) business value zugeordnet.
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Kosten-Nutzen-Abwägungen sind Bestandteil des Berichtswesens.
Reifegrad "Optimierend"
Grundlage eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses sind immer wieder kehrende Reviews und Retrospektiven, Rückschau auf das eigene Tun und Handeln.